(openPR) BRAUNSCHWEIG. Das erste Symposium der Welfenakademie eröffnete Geschäftsführer Dr. Jens Bölscher am 8.11.2012 mit einer selbstbewussten Nabelschau. "Die Akademie befindet sich auf stetem Erfolgskurs", sagte er vor fast 250 Gästen. Neben dem anhaltend guten Ranking im Bundesvergleich aller Hochschulen hätten die Welfen kürzlich den Ritterschlag erhalten: "Es ist uns mittlerweile gelungen, sämtliche großen Unternehmen der Region für das duale Studium an unserer Akademie zu begeistern."
Aus dem Bewusstsein heraus, dass schon jetzt rund 1000 Welfenabsolventen in Führungspositionen der Region tätig sind, habe sich die Akademie entschlossen, das Symposium als jährliche Veranstaltungsreihe zu starten, die als Netzwerkplattform und zum Wissenstransfer dienen soll. "Wir wollen diesen Abend neben Erstsemesterbegrüßung, Absolventenverabschiedung und Sommerfest der Ehemaligen als vierte Säule unserer Öffentlichkeitsarbeit etablieren", sagte Dr. Bölscher.
Die Auftaktveranstaltung widmete sich dem Thema "Ethik in Wirtschaft und Sport" – übrigens auch aus Sicht der Akademie sehr zeitgemäß: Die Welfen bereiten derzeit die Einführung des neuen Studiengangs "Sportmanagement" vor. Auf dem Podium präsentierten sich unter der Moderation von Armin Maus, Chefredakteur der Braunschweiger Zeitung, zwei absolute Experten ihres Fachs: Frank Witter, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen Financial Services AG, beleuchtete die Ethik der Wirtschaft. Prof. Dr. Gunter A. Pilz, unter anderem Fan-Forscher von der Leibniz Universität Hannover, ging auf die Bedeutung der Ethik im Sport ein.
Dabei waren die Rollen keineswegs so klar verteilt, wie sich auf den ersten Blick vermuten ließe. Witter verdeutlichte, was für strenge Maßstäbe an das Handeln im Bankgeschäft angelegt werden – anderen Eindrücken im Rahmen der europäischen Bankenkrise zum Trotz. Und Pilz überraschte mit dem Hinweis, Sport sei nicht per se fair und gerecht. "Vielmehr fördert er durch seine Kultur des Siegens durchaus das destruktive Verhalten."
Witter skizzierte zunächst die Situation der Volkswagen Financial Services als Dienstleister für alle Bereiche rund um den Autokonzern – für Kunden, Händler und das Werk selbst. "Das ist bei all den Marken im Konzern ein komplexes Geflecht. Es sind dabei gerade Prinzipien und Werte, die allen Beteiligten die erforderliche Orientierung geben."
Andere Banken wären im Vorfeld der Finanzkrise sozusagen Wetten eingegangen, deren Regeln sie selbst nicht mehr durchschaut hätten. "Auf diese Weise wurden Milliarden Euro verbrannt." Die Volkswagen Financial Services hingegen vertrauten einer elementaren Faustregel: "Wir gehen keine Risiken ein, die wir nicht verstehen." Transparenz und Vertrauen gehörten stets zu den Unternehmenswerten, versicherte Witter. "Inzwischen gehören auch Nachhaltigkeit, verantwortliches Handeln und die Begeisterung der Mitarbeiter für das Prdukt dazu."
In der Öffentlichkeit hat der Vorstandsvorsitzende inzwischen ein Umdenken wahrgenommen. "Heute fragen die Leute nicht mehr, wie viel Geld ein Unternehmen verdient hat, sondern wie es dieses Geld verdient hat." Unternehmensgewinne dürften nicht auf dem Rücken der Belegschaft oder der Natur erwirtschaftet werden.
Für ein Mehr an Ethik im Unternehmen sei ein ganz einfacher Schritt hilfreich: "Man betrachte sich regelmäßig im Spiegel und überprüfe, ob man mit sich selbst noch im Reinen ist", regte Witter an. Eigenreflexion und ein Schuss Demut seien wichtig zur Selbstkontrolle. "Dann wäre vieles Schlechte in der Welt nicht passiert." Aber: "Es zählt nicht, was wir sagen", schrieb er den Welfen als künftige Führungskräfte ins Stammbuch, "sondern was wir tun."
Das war eine schöne Vorlage für Prof. Pilz, der sie prompt aufgriff. "Achten sie aber auch darauf, was manche Menschen nicht tun", meinte der Wissenschaftler zu Beginn seines Vortrags. Denn in der sportlichen Auseinandersetzung sei mittlerweile viel von den Werten verloren gegangen, die früher den Sportsgeist charakterisierten: "Regelakzeptanz, Streitanstand, Fairplay."
Der Sport als ideale Aufteilung in Gut und Böse fördere eine Alles-oder-Nichts-Mentalität und sei damit ein Abbild der Ellbogen-Gesellschaft. "Die erzieherisch-ethischen Poztenziale des Sports reduzieren sich angesichts der zunehmenden Gewalt zwischen Gegnern – auf dem Platz oder unter den Fangruppen."
Prof. Pilz schilderte Erfahrungen seines Fachbereichs aus dem Bereich des Jugendsports, in dem sich der Begriff des "fairen Fouls" gebildet habe. Im Sinne des Erfolgs könne es zwar sinnvoll sein, Regeln zu brechen, erklärten befragte Jugendspieler. Doch es gebe einen vertretbaren Mittelweg: Das faire Foul, mit dem man den Gegner stoppe, ohne ihn jedoch zu verletzen. "Mir ist dieser Begriff sympathisch, weil er zeigt, dass jemand sein Verhalten reflektiert", sagte der Hannoveraner.
Weniger reflektierend habe sich eine Mutter verhalten, die ihren Fußball-Sprössling vom Spielfeldrand aus anfeuerte – mit den wenig schmeichelhaften Worten: "Spiel endlich richtig, du Kackarsch-Mongole." Nach der Parte auf ihre Entgleisung angesprochen, habe sie die Äußerung bestritten, später zeigte sie sich zerknirscht. "Das Fairplay bleibt so auf der Strecke", kommentierte Pilz. Im Übrigen sei es kein Wunder, wenn den Nachwuchskickern auf diese Weise der Spaß am Sport verloren gehe.
Mit Beispielen aus den Stadien des Landes belegte der Fan-Forscher, wie groß das Konfliktpotenzial vor allem zwischen den Anhängern einzelner Fußballvereine ist. Darauf ging Dr. Bölscher in seinem Schlusswort nach den Vorträgen ein. "Ich lehne mich mal weit aus dem Fenster und behaupte, dass Eintracht Braunschweig nächste Saison in der erste Bundesliga spielt – dann haben wir zwei Risiko-Spiele gegen Hanover 96."
Zwar wolle jeder die Emotion dieser Spiele im Stadion. Aber niemand wolle, dass der Kessel überkocht. "Die Vereinsvorstände müssen sich rechtzeitig zusammen setzen, um die Sache zu entschärfen", forderte der Akademieleiter, "denn 90 Prozent der Fußballfans wollen keinen Krawall."











