(openPR) Der Tierschutzfachverband „Arbeitsgemeinschaft für artgerechte Nutztierhaltung“ e. V., Hamburg (AGfaN) hat die erneute Verlängerung der Stallpflicht bis Ende Oktober scharf verurteilt. "Kein einziger erkrankter Wildvogel ist seit Sommer 2006 trotz intensiver Suche bei uns gefunden worden!", betont Elisabeth Petras, stellvertretende Vorsitzende der AgfaN.
Trotz Widerstandes vieler Bauern ist am letzten Freitag die Stallpflicht in Deutschland bis einschließlich Oktober 2007 verlängert worden. Begründet wurde diese Maßnahme mit der Lagebewertung des Friedrich-Löffler-Instituts (FLI). Dieses geht immer noch von einem Restrisiko durch Wildvögel aus. Heimgesucht wurden durch die Vogelgrippe entgegen der Behauptungen des FLI insbesondere hermetisch abgeschlossene Massentierhaltungsanlagen. Warum beschließt man solche Maßnahmen nicht nach Beendigung des Vogelzuges?", ärgert sich Elisabeth Petras von der AGfaN. „Es ist wirklich nicht einzusehen, dass das Geflügel den ganzen Sommer über leiden muss, nur weil jetzt unter Umständen noch eine Gefahr besteht!"
Der Zentralverband der Geflügelwirtschaft jedoch wird nicht müde, eine Stallpflicht einzufordern. Die führenden Mitglieder dieses Verbandes besitzen in der Regel große, geschlossene Ställe. Jedes eindringende Virus bedeutet eine Gefahr für die ohnehin durch Stress geschwächten Tiere. "Gerade in solchen Anlagen kommt es immer wieder zu Mutationen von Viren zu höher pathogenen Formen!", gibt die Tierärztin Karin Ulich zu bedenken. "Grund ist der schnelle Wirtswechsel, der Viren aggressiver werden lässt".
Auch der Ornithologe Klemens Steiof*) kann - wie viele seiner Kollegen - die Panik um die Wildvögel nicht verstehen. Er hält eine Verbreitung des Virus durch Zugvögel für unwahrscheinlich. Die Ausbruchsorte korrelierten weder zeitlich noch räumlich mit den Vogelzugruten, meint er. Sie stimmen eher mit den Handelswegen überein. Weltweit ist der Handel von den großen Geflügelfarmen abhängig. Hierdurch besteht die Möglichkeit, das Virus auch in die Dörfer zu tragen, wo es Menschen gefährden könnte. So seien die Ausbrüche in der Türkei zu erklären. Der einzige H5N1-Fall bei Nutzgeflügel in Deutschland erfolgte in einem geschlossenen Putenstall. Im weiten Umkreis konnte trotz intensiver Suche kein infizierter Wildvogel gefunden werden.
Auch in Großbritannien war eine geschlossene Anlage betroffen. Inzwischen haben die britischen Behörden festgestellt, dass eindeutige Zusammenhänge zu dem Auftreten des Virus in Ungarn bestehen**). Der betroffene Putenhalter besitzt auch dort Ställe - und ständig rollen Transporte zwischen den Betrieben hin und her. Bruteier werden in Großbritannien "erzeugt", die Mast erfolgt in Ungarn. Die Schlachtkörper ("Karkassen") transportiert man nach GB zurück, um das Brustfleisch abzuschneiden und der Rest geht wieder zurück nach Ungarn. Dort werden Geflügelwurst und Suppen daraus hergestellt - auch für Deutschland. Eine Rückrufaktion für das vermutlich verseuchte Fleisch erfolgt nicht wegen "Unverhältnismäßigkeit".
Währenddessen haben viele Freilandbauern, die keine Möglichkeit hatten, ihre Tiere auf Dauer einzustallen, die Geflügelhaltung aufgegeben. Die anderen leiden mit ihren Tieren wie Achim Ahrend, der Gründer der Bauerninitiative „Freiheit für´s Federvieh“, meint. "Die Tiere leiden!" bestätigt auch die Tierärztin Karin Ulich. In der industriellen Mast sind Gesundheitsprobleme wie Fußentzündungen und Herz-Kreislaufschäden an der Tagesordnung. Doch während Freilandbauern für ihre Zusatzkosten keine Entschädigung bekommen, freut sich die Geflügelindustrie. Der Verkauf von Geflügelfleisch boomt wieder!
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an:
Elisabeth Petras unter:

Tel.: 0178-470 20 16, Geschäftsstelle: 04174-5181
Die Tierärztin Karin Ulich unter:

Tel.: 08389-577
Sie finden:
Klemens Steiof im Internet zur Ausbreitung der Vogelgrippe:
http://www.symptome.ch/vbboard/diverse-erreger/2932-vogelgrippe-rede-von-klemens-steiof.html
http://www.vhgw.de/vogelgrippe/070110/070102_Steiof.pdf
http://www.steiof.blogspot.com/
zu Großbritannien das Department of Environment Food and Rural Affairs (Defra):
http://www.defra.gov.uk/animalh/diseases/notifiable/disease/ai/pdf/epidemiological160207.pdf
hier besonders unter Nr. 3, Nr. 6ff, Nr. 7 keine Nachweise von H5N1beim Wildvogelmonitoring, Nr. 12 ff, hier wird auch deutlich, dass es an seuchenhygienischen Schutzmaßnahmen mangelte!
http://www.defra.gov.uk/corporate/ministers/statements/dm070219.htm
hier besonders der 8. Abs.:
”Mr Speaker, we are examining all possible routes of transmission, but our investigation of the cause of the incident has focussed on transport links between Hungary and the site in Holton, and at biosecurity at the site. Our current understanding is summarised in two reports, involving the Food Standards Agency, Health Protection Agency, Meat Hygiene Service as well as Defra, published on 16 February. Copies of these reports are available in the library of the House and in the Vote Office.”
weitere namhafte Gegner der “Wildvogel-Hypothese” des Friedrich-Löffler-Instituts sind:
Armin Arend: www.gegen-stallpflicht.de
Focus, Falsche Routen, falsches Timing
unter: http://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/vogelgrippe/zugvoegel/zugvogel-theorie_aid_20504.html
Dr. Wolfgang Fiedler, Vogelwarte Radolfzell
Prof. Dr. Franz Bairlein, Vogelwarte Helgoland, Vogelforschungsinstitut Warnemünde
Prof. Dr. Josef H. Reichholf, Ludwig-Maximilians-Universität München unter:
http://www.br-online.de/kultur-szene/quer/zoom/artikel/0601/vogelgrippe-kontrollen/index.xml