(openPR) Die Liste der an wehrlosen Nutztieren vorgenommenen Grausamkeiten muss leider verlängert werden. Im Rahmen einer wissenschaftlichen Tagung berichtete die niederländische Wissenschaftlerin Thea Fiks - van Niekerken aus Wageningen über "Verstümmelungen von Geflügel im System der europäischen
Geflügelproduktion", die der Öffentlichkeit bislang verheimlicht wurden. Sie nannte u. a. das Verbrennen der Sporenanlage und das Abschneiden von Zehen sowie der Kämme sowohl bei Hähnen der
Elterntierherden der weißen Legehybridzucht als auch bei denen für Mastgeflügel. Diese Amputationen, bei denen lebendes Gewebe entfernt oder zerstört wird, seien für die Tiere zweifellos mit Schmerzen
verbunden. Aufgrund der Bildung von Wucherungen an den beschädigten Nerven (Neurome) könnten dauerhafte Schmerzzustände nicht ausgeschlossen werden.
Durch das Verbrennen der Sporenanlage und das Abschneiden der Zehen soll verhindert werden, dass Hennen bei der Paarung durch die Hähne verletzt werden. Die extrem großen und schweren Kämme der Hähne
der Vermehrungsstufen von Masthühnern und weißen Legerassen behindern die Futteraufnahme und stören bei der Paarung. Außerdem wird durch das Abschneiden der Kämme der Hähne der Vaterlinie erreicht, dass
aufgrund von Fehlern beim Sexen der weiblichen Legelinien versehentlich nicht ausgesonderte Hähne vor der Geschlechtsreife an ihren großen Kämmen leicht erkennbar sind. Durch ihre Herausnahme wird verhindert, dass sie sich fortpflanzen. "Es ist eine Ungeheuerlichkeit, dass leidensfähige Mitgeschöpfe allein deshalb Qualen ertragen müssen, weil die Zuchtunternehmen aus reiner Profitsucht die unerwünschten Folgen der einseitigen Zuchtwahl auf hohen Fleischansatz und extreme Legeleistung durch tierquälerische Verstümmelungen beseitigen!", klagt Eckard Wendt, der Vorsitzende des
Tierschutzfachverbands "Arbeitsgemeinschaft für artgerechte Nutztierhaltung" e.V. (AGfaN) die Geflügelwirtschaft an. Es sei zudem unverschämt, dass der Geflügelwirtschaftsverband diese qualvollen
Manipulationen verharmlosend als "minimale Eingriffe" bezeichne.
Gewalt gegenüber Tieren ist im Zusammenhang mit der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung gängige Praxis: Schnabelkürzen, Kupieren der Schwänze bei Schweinen und Schafen sowie das Enthornen von Rindern ohne vorherige Betäubung sind seit Jahren bekannte, mit staatlicher Billigung millionenfach durchgeführte Tierquälereien, um Nutztiere an tierfeindliche Haltungssysteme anzupassen. Auch die
äußerst schmerzhafte betäubungslose Kastration männlicher Ferkel, die allein in Deutschland jährlich bei etwa 20 Millionen Tieren von Schweinehaltern vorgenommen wird, um die Entstehung von Ebergeruch zu
verhindern, gehört zu den von Tierschützern abgelehnten Eingriffen. "Es ist höchste Zeit, dass der Gesetzgeber alle derartigen Gräueltaten, die Verbrechen an wehrlosen Mitgeschöpfen sind, verbietet", fordert die AGfaN.