(openPR) Oberursel, Januar 2013 – Eine gesunde Ernährung und entsprechende Mundhygiene sind die besten Voraussetzungen für gesunde Zähne. In besonderem Maße kommen diese Faktoren in der Schwangerschaft zum Tragen. Denn dann geht es nicht nur um die eigene Zahngesundheit, sondern auch um die des Kindes. Majke Hermann ist Zahnärztin in der Praxis Schöner Mund in Oberursel. Sie gibt Tipps zur Zahnprophylaxe während der Schwangerschaft.
Schwangere sind anfälliger für Erkrankungen im Mundraum. Das liegt an hormonellen Veränderungen besonders zu Beginn der Schwangerschaft. Hierbei kommt es zu einer vermehrten Schleimhautdurchblutung und somit zu einer Gewebeauflockerung. Bakterien gelangen leichter durch den „Schutzwall“ Zahnfleisch, wodurch Zahnbetterkrankungen entstehen oder sich verschlimmern können. Majke Hermann rät daher, während einer Schwangerschaft die Mundhygiene den bestehenden Schleimhautveränderungen in Intensität und Technik anzupassen. Doch vielen Frauen wird durch die während der Schwangerschaft auftretende Übelkeit und das damit einhergehende Erbrechen die Mundhygiene vor allem morgens erschwert. Hierbei kommt es durch die Magensäure zum Anlösen des Zahnschmelzes. Hermann empfiehlt: „Vom erneuten Zähne putzen sollte erst einmal abgesehen werden, da sonst automatisch Zahnsubstanz weggeputzt wird. Stattdessen kann der Mund zunächst mit Wasser ausgespült werden. Doch wie beim Genuss von Obst oder anderen sauren Nahrungsmitteln sollte die Frau zirka 30-60 Minuten abwarten, bevor sie erneut zur Zahnbürste greift.“ Ein weiterer Tipp von ihr: Statt der normalen Handzahnbürste mit großem Kopf eine kleine Kinderzahnbürste oder eine elektrische Zahnbürste mit kleinem runden Kopf verwenden, um den Würgereiz zu verringern. Stellt das Zähne putzen eine extreme Hürde dar, kann auch vorübergehend eine Mundspüllösungen auf Chlorhexidin-Basis (in der Apotheke erhältlich) verwendet werden. Grundsätzlich empfiehlt Hermann Schwangeren: Mindestens alle vier Wochen sollten sie die Zahnbürste wechseln, da sich die Bakterien auf den Borsten der Zahnbürste einnisten.
Verzicht auf Salami, Leber & Co.
Die werdende Mutter sollte in Bezug auf ihre Zähne auf saure und stark zuckerhaltige Nahrungsmittel verzichten und Vitaminen, Ballaststoffen und Kohlenhydraten (z.B. Reis, Gemüse) den Vorzug geben. „Der Genuss von Leber, Salami, Tartar, blutigen Steaks und rohen Eiern ist ganz einzustellen, da hierbei die Gefahr für Toxoplasmose besteht, die zur Schädigung und auch zur Fehlgeburt des Ungeborenen führen kann“, warnt Majke Hermann. Die Speisen sollten „al dente“, also mit Biss zubereitet sein, da das Kauen hierbei das Zahnfleisch massiert. Die Aufnahme von Calcium ist sowohl für Mutter als auch Kind wichtig. Innerhalb der Schwangerschaft benötigt das Kind etwa 30 Gramm Calcium, welches es in Zähne und Knochen einbaut.
Zahnarztbesuch und Behandlung
Vor einer Schwangerschaft sollte nach Möglichkeit das Gebiss grundsaniert sein, um chronische Zahnfleischentzündungen auszuschließen und die Wahrscheinlichkeit für eine aufwendige Behandlung im Verlauf der Schwangerschaft zu senken. Den chronischen Zahnfleischent-zündungen kommt hierbei eine besondere Bedeutung zu, da Studien ergeben haben, dass das Risiko für eine Frühgeburt durch hierbei freigesetzte Wehen-auslösende Substanzen auf das bis zu 7-fache erhöht ist. Während der Schwangerschaft sollte alle drei Monate ein Zahnarztbesuch, je nach Notwendigkeit auch mit entsprechender Prophylaxe wahrgenommen werden. Werden tatsächlich aufwändigere Behandlungen notwendig, sollten sie am ehesten im fünften und sechsten Schwangerschaftsmonat durchgeführt werden, da hierbei die Gefahr von Beeinträchtigungen der Organogenese (im 1. Trimenon) und die Gefahr einer Frühgeburt durch Behandlungsstress (wie im 3. Trimenon) nicht zu erwarten ist. Grundsätzliche Empfehlung von der Zahnärztin bei Zahnschmerzen: Schwangere sollten von einer Selbstmedikation absehen und immer erst mit ihrem behandelndem Zahnarzt und ihrem Gynäkologen Rücksprache halten.
Früh an Mundhygiene gewöhnen
Eine gesunde Ernährung und entsprechende Mundhygiene sind die beste Vorsorge für die eigene Zahngesundheit und die des Kindes. Zusätzliche Einnahmen von Fluoridtabletten während der Schwangerschaft sind überflüssig, da sie das Kariesrisiko beim Kind nicht beeinflussen. Erst durch die Eltern, vor allem durch die Mutter, wird, wie bei einer Infektionserkrankung, das Bakterium Streptokokkus mutans durch Speichelkontakt übertragen. Studien zeigten, dass bei Kindern die Kariesanfälligkeit höher lag, wenn die Eltern zum Beispiel den Schnuller und den Löffel des Kindes abgeleckt haben. Das Vermeiden solcher Handlungen und die systematische Reduktion der Bakterien bei den Eltern verringert somit die Kariesinfektion des Kindes. Und auch hier wieder eine grundsätzliche Empfehlung von Majke Hermann: „Ist der erste Zahn durch das Zahnfleisch hindurchgetreten, sollte das Kind unmittelbar an die Mundhygiene gewöhnt werden.“