(openPR) Rückblick auf ein Jahr Notfall-Telefon
Vor knapp einem Jahr hat der Förderverein ICA-Deutschland e.V. die psychologische Betreuung für IC-Patienten per Notfall-Telefon eingerichtet. Jeden Dienstag zwischen 10 und 12 Uhr suchen verzweifelte Betroffene seitdem unter der Rufnummer 0228-933 99 234 Rat bei der Bonner Diplom-Psychologin Dr. Regina Oberpenning. Im Interview mit dem ICA-Pressereferat berichtet sie über ihre ehrenamtliche Tätigkeit.
Frau Dr. Oberpenning, wer ruft Sie an?
Das Notfall-Telefon steht sowohl Mitgliedern des ICA-Deutschland als auch Nichtmitgliedern zur Verfügung, die Beratung ist kostenlos. Insofern kann mich jeder Betroffene oder vermutlich IC-Betroffene anrufen. In der Praxis sind es zu 80 Prozent Frauen. Ein Teil der Anrufer sind Patienten, die wissen, dass sie an der seltenen Erkrankung der Interstitiellen Cystitis leiden. Nach Medienberichten wie im Jahr 2005 in der Fauenzeitschrift „tina“ melden sich aber verstärkt auch Frauen, die seit Jahren unter den Symptomen einer IC leiden, oft eine Odyssee von Arzt zu Arzt hinter sich haben ohne bisher die richtige Diagnosestellung und entsprechende medizinische Hilfe erfahren zu haben.
Welche Probleme werden häufig angesprochen?
Für Erkrankte, die noch auf der Suche nach einer Diagnose sind, haben Fragen nach Informationen über die IC, Ansprechpartnern und kompetenter medizinischer Behandlung natürlich Vorrang. In diesen Fällen ermutige ich die Patienten, ihren Urologen direkt auf die IC anzusprechen, auf die Internetseite des ICA hinzuweisen und um Offenheit gegebenenfalls auch um Überweisung zu einem IC-Spezialisten zu bitten. Andere Patienten sind hilflos und verzweifelt, weil sie Probleme am Arbeitsplatz, bis hin zum Mobbing haben. Und noch immer ist die Angst vieler Betroffener groß, ihre Erkrankung in ihrem persönlichen Umfeld öffentlich zumachen. Besonders für ältere Frauen ist die IC ein Tabuthema. Sie fürchten, man könne denken, sie würden nach Urin riechen und verschweigen deshalb ihre Krankheit. Sie leiden unverstanden im Stillen und geraten in der Folge mehr und mehr in die Isolation.
Wie helfen Sie konkret?
Oft mit ganz praktischen Tipps. So ist es bei längerem Gesprächsbedarf mit dem behandelnden Arzt sinnvoll, um einen Termin am Ende der Sprechstunde zu bitten. Wenn Patienten Angst vor Gutachtergesprächen zur Bewilligung von Reha-Maßnahmen haben, geht es um die emotionale und praktische Vorbereitung dieser Anhörungen. Bei der Suche nach geeigneter psychotherapeutischer Behandlung rate ich den Patienten, zunächst bei ihrem Urologen nach einem kooperierenden Psychologen nachzufragen. Aber auch Krankenkassen oder Gesundheitsämter vor Ort vermitteln Therapeuten. Seriöse Hilfe finden Betroffene ebenfalls bei der Koordinationsstelle für Psychotherapie der Kassenärztlichen Vereinigung, Tel. 0228-746699, im Internet unter www.psychotherapiesuche.de, beim Deutschen Psychotherapeutenverband unter Tel. 030-2350090, im Internet unter www.psychotherapeuten-liste.de oder bei der Vereinigung der Kassenpsychotherapeuten unter der Telefonnummer 0621-637015. In jedem Fall empfehle ich, mit einem neuen Therapeuten zunächst lediglich fünf Probesitzungen zum gegenseitigen Kennenlernen auszumachen.
Ihr Rat an alle Betroffenen?
Hadern Sie nicht mit Ihrem Schicksal, akzeptieren Sie Ihre Erkrankung und begegnen sie Ihr mit einer aktiven Krankheitsverarbeitungsstrategie. Nutzen Sie beschwerdearme Intervalle, um Ihre sozialen Kontakte zu pflegen, und nehmen Sie alle zur Verfügung stehenden Hilfen an, damit Sie trotz Ihrer Krankheit ein größtmögliches Maß an Lebensqualität zurückgewinnen. Das kann eine Schmerztherapie sein oder psychologische Betreuung. Lebensqualität beruht auf physischer, psychischer, sozialer und funktionaler Befindlichkeit. Rufen Sie mich auch an, wenn Sie glauben, ihr Problem hätte gar nicht unbedingt mit der IC zu tun. Ich nehme alle Probleme ernst, denn Körper, Geist und Seele stehen in Zusammenhang und haben deshalb immer auch Einfluss auf Ihre Erkrankung.
Ihr Anliegen an die behandelnden Mediziner
Ich wünschte mir gerade in urologischen Praxen eine engere interdisziplinäre Zusammenarbeit mit psychologischen Therapeuten, da Erkrankungen wie gerade die Interstitielle Cystitis, aber auch viele andere Probleme etwa sexuelle Funktionsstörungen, unerfüllter Kinderwunsch und natürlich urologische Krebserkrankungen mit großen seelischen Belastungen einhergehen.
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an:
ICA-Deutschland e.V.
Förderverein Interstitielle Cystitis
Untere Burg 21, 53881 Euskirchen
Tel. 02697-906 306
Internet: www.ica-ev.de






