(openPR) Den städtischen Kindergärten und -tageseinrichtungen in Stuttgart steht ein Streik ins Haus. Der Verband berufstätiger Mütter vbm beklagt die fehlende Notfallbetreuung für Kinder, deren Eltern beide arbeiten. Dabei gäbe es Lösungen.
Stuttgart (eos) – „Nehmen Sie Gleitzeit oder das Kind mal mit zur Arbeit.“ - So lautet der Vorschlag des Stuttgarter Jugendamtes für berufstätige Eltern, die vom geplanten Streik in den städtischen Kindergärten und -tageseinrichtungen betroffen sein werden. „Wir halten diesen Hinweis für völlig weltfremd“, kritisierte der Verband berufstätiger Mütter vbm in Stuttgart (www.berufstaetige-muetter.de). Längst nicht jeder Arbeitnehmer könne seine Anwesenheitszeiten flexibel einteilen. Und schon gar nicht ließe sich ein lebhaftes Kleinkind vier Stunden oder länger bequem neben dem Schreibtisch oder der Werkbank „parken“. In vielen Unternehmen sei es überdies aus Sicherheitsgründen unmöglich, Kinder mitzubringen.
„In der Realität sorgen viele Mütter dafür, dass es im Betrieb möglichst nicht auffällt, dass sie überhaupt Nachwuchs haben“, berichtet vbm-Regionalstellenleiterin Eike Ostendorf-Servissoglou. „Meist sind es schlechte Erfahrungen und Angst um die Karriere, die sie dazu bewegen, das Thema weiträumig zu umschiffen.“ Eine zusätzliche Belastung für die Betroffenen, die – gerade im krankheitsreichen Winter – von einem Betreuungsnotstand in den anderen fallen.
Der Verband fordert daher, dass die Stadt der politischen Willensbekundung, berufstätigen Eltern das Leben zu erleichtern, Taten folgen lässt und deren Kinder in die bislang nur für Alleinerziehende geplante Notfallbetreuung aufnimmt. „Wir würden es auch begrüßen, wenn sich die Arbeitgeber stärker engagierten, zumal maßgeschneiderte Lösungen bereitstehen, mit denen sie ihre Mitarbeiterinnen unterstützen könnten“, sagt die vbm-Regionalstellenleiterin. Zum Beispiel bietet der Familienservice (www.familienservice.de) Betrieben sogenannte „Back-up-Verträge“ für die Betreuung von Mitarbeiterkindern in Situationen an, in denen das reguläre Arrangement ausfällt. „Fünf Unternehmen machen in Stuttgart bislang davon Gebrauch“, erklärt Familienservice-Standortleiterin Marita Rößler. „Deren Arbeitnehmerinnen können während des kommenden Streiks ihre Kinder in unsere Einrichtung 'Olgakids' bringen.“
An einer solchen Notfallbetreuung könne sich die Stadt ein Beispiel nehmen, findet der vbm. Schließlich sei es ihre originäre Aufgabe, die Kinderbetreuung sicherzustellen. „Im Moment sind wir als Eltern natürlich froh, wenn zumindest punktuell andere Lösungen greifen“, meinen die Verbandsfrauen. „Doch eigentlich sehen wir die Träger in der Pflicht, ihr Betreuungsangebot ausfallsicher zu gestalten.“ Vielleicht kann ja der Personalaufwuchs durch eine eventuell kommende 40-Stunden-Woche künftig dazu beitragen.
Hintergrundinformationen:
Verband berufstätiger Mütter vbm
Der Verband berufstätiger Mütter vbm wurde 1990 in Köln gegründet und ist inzwischen mit 16 Regionalstellen bundesweit aktiv. Der Verband versteht sich als Lobby für berufstätige Mütter und setzt sich für gesellschaftliche Rahmenbedingungen ein, die die Vereinbarkeit von Beruf & Familie auch für Frauen in Deutschland selbstverständlich machen. Dazu veranstaltet der Verband regelmäßige Netzwerktreffen, kooperiert mit anderen Verbänden und Interessengruppen und repräsentiert die berufstätigen Mütter in Gremien auf lokaler und Landes-Ebene.
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