(openPR) Stuttgart, 24.03.2006 – In Baden-Württemberg ist die elektronische Gesundheitskarte und damit die vollständige Digitalisierung des Gesundheitswesens fast schon Realität. In knapp einer Woche, am 30. März 2006, wird der Vertrag zwischen der AOK Baden-Württemberg und der gematik - Gesellschaft für Telematikanwendungen der Gesundheitskarte mbH unterzeichnet. Das sagte der Vorstandsvorsitzende der AOK Baden-Württemberg, Dr. Rolf Hoberg, vor Journalisten des TELI-Treffs in Stuttgart. Damit ist der Weg frei für den ersten Flächentest der elektronischen Gesundheitskarte in Baden-Württemberg.
Mit zunächst 10.000 und dann 100.000 Versicherten wird die neue Gesundheitskarte ab dem dritten bzw. vierten Quartal 2006 erprobt. Sind die Tests erfolgreich, soll die Karte Mitte oder Ende 2007 flächendeckend in der gesamten Bundesrepublik eingeführt werden.
Hoberg sprach von einer „Revolution im Gesundheitswesen“: Zwischen den 80 Millionen Versicherten, 270.000 Ärzten, 77.000 Zahnärzten, 22.000 Apotheken, über 2.000 Krankenhäusern und rund 300 Krankenkassen gebe es bislang kein einheitliches elektronisches Datensystem. Rund 750 Millionen Rezepte werden jährlich an Patienten ausgestellt – bislang in Papierform. Das bestehende System, so der AOK-Vorstandsvorsitzende, sei wegen der vielen Wechsel von Papierbelegen in elektronische Belege und zurück äußerst ineffizient. Diesen Mißstand, so Hoberg, wird die elektronische Gesundheitskarte beseitigen.
Die Karte enthält viele sehr persönliche Daten. Deshalb sieht das Konzept das Speichern und Lesen von Daten mit unterschiedlichen Berechtigungsstufen vor. So kann der Inhaber entscheiden, ob und ggf. welche Datenbereiche die Apotheke oder ein Arzt einsehen kann. Die Sicherheit der Daten vor unerwünschten Zugriffen ist deshalb ein Kernelement: Die AOK Baden-Württemberg wird Hacker einladen, die Karten zu „knacken“. „Sollte das gelingen, müßten wir noch einmal von vorne anfangen und nachbessern,“ sagte Hoberg.
Das neue System sieht für jeden Versicherten eine einzige, lebenslang gültige Versichertennummer vor. Auf der Karte werden Pflichtdaten und freiwillige Daten hinterlegt. Je nach Ausgestaltung muß das Gesundheitswesen für die neue elektronische Gesundheitskarte und die damit verbundene notwendige digitale Infrastruktur mindestens 1,4 bis 4,5 Milliarden Euro aufbringen. Nach derzeitigen Schätzungen wird eine elektronische Gesundheitskarte zwischen € 5 und € 10 kosten. Auf Apotheken und Ärzte kommen Einmal-Kosten für die Aufrüstung ihrer elektronischen Infrastruktur zu.
Die Erwartungen der Politik: In drei Jahren muß sich die neue Karte amortisiert haben. Erhofftes Einsparpotential: 1,6 Milliarden pro Jahr, denn man geht davon aus, mindestens 1% Kostensenkung bei der Gesetzlichen Krankenversicherung erzielen zu können.
Antworten auf viele Fragen bezüglich Praktikabilität und Datenschutz werden sich beim Einsatz in den Feldtests ergeben. Diese Fragen sind oft nur Ausdruck einer gewisse Skepsis vor dem „gläsernen Patienten“. „Wir werden viel Akzeptanzarbeit leisten müssen,“ lautet deshalb Hobergs Resumé.









