(openPR) Traumatisierungen deutscher Kriegskinder sollen endlich wertfrei diskutiert werden
„Bis vor fünf Jahren wurde überhaupt nicht darüber gesprochen“, erzählt Helga Spranger, Vorsitzende des Vereins kriegskind e.V. in Strande und Ärztin für Neurologie und Psychiatrie. Eine bislang unbekannte Zahl von Deutschen, die im 2. Weltkrieg Kinder waren, leidet an Spätfolgen dieses Krieges.
„Noch immer ist es schwierig, über die Traumatisierung der Deutschen zu sprechen“, meint Helga Spranger. Die Diskussionen über das deutsche Tätervolk hätten die seelischen Schäden der Zivilbevölkerung in den Hintergrund gedrängt. Dieses Leid sei aber längst nicht nur ein deutsches, sondern ein europäisches Thema und muss ohne Schuldfrage behandelt werden, fordert kriegskind e.V.
„Die Einwirkungen der Traumata sind auf Erwachsene und Kinder gleich stark gewesen. Die Erwachsenen haben sich aber eher um die eigenen Sorgen gekümmert, die Kinder wurden damals nicht gefragt, wie es ihnen geht“, sagt Helga Spranger. Oft blieben die Schäden über Jahre unerkannt und lange Zeit wurden überhaupt keine Zusammenhänge zwischen dem Krieg und seelischen Erkrankungen hergestellt. Die Traumata bleiben aber wirksam. Bei Eintritt in den Ruhestand, Krankheit oder Verlusten von Angehörigen kommen sie wieder ans Licht und können komplexe seelische oder psychosomatische Krankheitsbilder auslösen. Auch die nachfolgenden Generationen leiden unter den Spätfolgen des 2. Weltkrieges. Waren die Eltern als junge Menschen Opfer, wurden sie später manchmal auch zu Tätern ihren Kindern gegenüber.
Kriegskind e.V. widmet sich der Diagnose, Behandlung und Erforschung von Spätfolgen kriegstraumatisierter Kinder des 2. Weltkrieges und späterer kriegerischer Auseinandersetzungen und fordert, dass Krankenkassen und Sozialversicherungsträger das Problem erkennen und Personen über 58 Jahren angemessene Therapien garantieren.
Kontakt:
Dr. Helga Spranger, 1. Vorsitzende kriegskind e.V.
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Telefon: 04349 919457
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