(openPR) Jetzt haben sie also fast alle gespielt, die Favoriten. Die Spanier und die Ukrainer treffen am Nachmittag aufeinander – aber ob das die grundsätzlichen Erkenntnisse der Experten und derer, die sich dafür halten, über den Verlauf der WM über den Haufen wirft, sei dahingestellt.
Die Schweden haben gegen Trinidad und Tobago nur Unentschieden gespielt. Ansonsten haben alle Favoriten gewonnen. Mehr oder weniger ansehnlich. Am spektakulärsten war noch das Eröffnungsspiel mit seinen sechs Toren, darunter die Kracher von Philipp Lahm und Torsten Frings. Was die deutsche Mannschaft aber auch gezeigt hat: So stark sie im Spiel nach vorn ist, so große Probleme hat sie nach hinten. Nicht der viel diskutierte Jens Lehmann hat gepatzt, sondern seine Vorderleute. Leute, die in ihren Vereinen nicht regelmäßig spielen (Metzelder) oder scheinbar nicht die internationale Reife mitbringen (Mertesacker, Friedrich). Dass das Mittelfeld bei den Gegentoren auch geschlafen hat, kommt dazu. Der alte Spruch „Offense wins matches, Defense wins championships“ dürfte auch bei dieser WM zur Gültigkeit erlangen – und dann wird der Weltmeister nicht Deutschland heißen.
Denn große Fußball-Poesie gab es bislang nicht zu sehen. Sogar die vielgerühmten Brasilianer haben gegen Kroatien nicht wirklich geglänzt. Das 1:0 war eher eine Qual – und die Auswechslung Ronaldos kam viel zu spät. In dieser Form könnte die Selecao schon im Achtelfinale große Probleme bekommen – sollte sie auf Italien treffen.
Die Squadra Azzurra hat gegen Ghana gespielt, wie man es von ihr erwarten durfte. Nicht den sturen Catenaccio vergangener Jahre, aber eine taktische Brillianz, die ihresgleichen sucht. Wenn noch Gattuso zurückkommt, wird es jede Mannschaft extrem schwer haben, gegen die Italiener zu treffen. Auch Ronaldo, Robinho und die anderen Brasilianer. Fraglich ist bei den Italienern nur, ob sie der Skandal um verschobene Spiele in der Seria A noch dermaßen einholt, dass sie sich nicht mehr aufs Fußballspielen konzentrieren. Aber mentale Stärke war immer das große Plus der Mannschaft von Marcello Lippi.
Im Unterschied zu den Holländern. Die Oranjes treten (so sie sich für eine WM qualifizieren) immer mit dem Glauben an die eigene Unbesiegbarkeit an. Sie verfügen auch über brilliante Einzelspieler – Robben hat nicht umsonst das 1:0 gegen Serbien-Montenegro erzielt. Bondscoach Marco van Basten hat es wohl auch geschafft, die traditionell zerstrittene Mannschaft zu einen. Gegen die Holländer spricht aber, dass sie sich – wenn es gut bei ihnen läuft – gern am eigenen Spiel berauschen und das wichtigste vergessen: Das Toreschießen.
Das haben auch die Engländer noch nicht getan – ihr 1:0 gegen Paraguay erzielte ein Gegenspieler. Nun soll es Wayne Rooney gegen Trinidad richten. Das mag der richtige Aufbaugegner sein – trotz ihres sensationellen 0:0 gegen Schweden scheint ein Erfolg gegen die Engländer so wahrscheinlich wie eine WM-Qualifikation von Luxemburg. Und die Engländer brauchen Rooney. Ohne ihn ist ihr Angriffspiel mit hohen Bällen auf Crouch viel zu leicht auszurechnen – vor allem, weil Michael Owen total von der Rolle ist. Aber ob Rooney es schafft, die gigantischen Erwartungen nach einer dermaßen schweren Verletzung zu erfüllen, steht auf einem anderen Blatt.
Bleibt Argentinien. Die Europäer Südamerikas haben den hoch eingeschätzten Spielern von der Elfenbeinküste gezeigt, wie man effektiv spielt – das 2:1 war eines der besten Spiele bislang. Sollten sich die Brasilianer nicht gewaltig steigern, könnten ihnen die Gauchos den Rang als Nummer 1 in Südamerika ablaufen – zumindest bei dieser WM.