(openPR) Nicht wenige Anleger hatten im Zusammenhang mit dem Facebook-Börsengang mit einer Art Renaissance des Neuen Marktes gerechnet. Doch statt - wie zu seinen Hochzeiten üblich - Zeichnungsgewinne von 100 Prozent und mehr einzufahren, mussten die frischgebackenen Anteilseigner zusehen, wie die Notierungen ihres Investments in den Keller rauschten.
Platzhirsch in einem Boom-Segment
Zugegeben: Soziale Netzwerke erfreuen sich bei Internet-Usern gegenwärtig einer enormen Beliebtheit. Daran dürfte sich auch künftig nicht allzu viel ändern. Denn immer mehr Jugendliche verbringen ihre Freizeit vor dem Computer, was zur Folge hat, dass auch die Kontakte zu anderen Personen zunehmend virtueller werden. Facebook ist in dieser Hinsicht der unangefochtene Platzhirsch, dem es mittlerweile sogar gelungen ist, den Konkurrenten My Space faktisch in die Bedeutungslosigkeit zu schicken. Aktuell hat Facebook rund 900 Millionen Nutzer. Oder anders ausgedrückt: Jeder zweite PC-Nutzer auf dieser Welt ist bei dem Netzwerk angemeldet und – mehr oder weniger – aktiv. Dies zeigt überdeutlich, dass in Sachen soziale Netzwerke an Facebook kein Weg vorbeiführt.
Rentabilität und Wachstum (noch) intakt
Auf der anderen Seite hat der bereits erreichte hohe Verbreitungsgrad auch seine Schattenseiten: Denn dem zukünftigen Wachstum dürften dadurch Grenzen gesetzt sein. Sicherlich haben die Amerikaner noch das Potenzial, die Nutzerzahlen längerfristig zu vervielfachen, irgendwann jedoch ist das Ende der Fahnenstange erreicht. Erschwert werden könnte der Wachstumskurs eventuell auch dadurch, dass Facebook sich in punkto Datenschutz immer mehr Kritik ausgesetzt sieht. Den einen oder anderen User könnte dies durchaus abschrecken. Von daher ist es fraglich, ob die Schätzungen der amerikanischen Großbank Goldman Sachs tatsächlich eintreffen, die von einem Anwachsen der Nutzerzahl bis 2014 auf 1,5 Milliarden Menschen und einer Steigerung des Umsatzes auf fünf Milliarden Dollar jährlich ausgehen.
Positiv anzumerken ist in jedem Fall, dass Facebook – anders als die meisten Neue-Markt-Unternehmen – rentabel arbeitet. 2011 gab es eine Milliarde Dollar Gewinn, im Jahr davor 606 Millionen und 2009 auch schon 229 Millionen Dollar. Im Jahr 2008 lag der Verlust bei 56 Millionen und 2007 bei 138 Millionen Dollar. Da Facebook aber primär auf Werbeeinnahmen angewiesen ist und diese für gewöhnlich in schwierigen Zeiten zurückgefahren werden, warteten die Amerikaner im ersten Quartal 2012 mit einem Gewinnrückgang um zwölf Prozent auf 205 Millionen Dollar auf.
Bewertung immer noch hoch
Schließlich bewegt sich die momentane Bewertung der Facebook-Aktie immer noch hoch. Allerdings sollte das Wachstum die Bewertung rechtfertigen. Ein Kurs/Gewinn-Verhältnis von über 30 auf Basis der Gewinnschätzungen für 2012 sowie ein Wert von fast 25 für 2013 lassen eigentlich keinen Raum für operative Enttäuschungen. Da die Anleger vom Börsengang enttäuscht sind, dürfte Facebook in den nächsten Quartalen mit deutlich besseren Zahlen aufwarten, als mancher Analyst erwarten wird.
Wir könnten uns beim Umsatz, der durch Werbeeinnahmen generiert wird, in den nächsten ein bis zwei Jahren durchaus eine Überraschung vorstellen, was sich dementsprechend auch im Gewinn niederschlagen könnte. Im Jahr 2011 betrug der Umsatz immerhin 3,7 Milliarden Dollar und dürfte im Jahr 2012 die 5-Milliarden-Dollar-Schwelle übersteigen. In den nächsten Jahren kann dann die 10-Milliarden-Dollar-Umsatzschwelle angepeilt werden und man befindet sich geradewegs auf dem Weg in Richtung Google.
Verkäufe der Altaktionäre
In den nächsten Monaten wird es noch zu weiteren Verkäufen der Altaktionäre kommen, so werden über 400 Millionen Facebook-Aktien bis November frei handelbar, was tendenziell auf den Markt drücken und für günstige Einstiegskurse sorgen wird. Viele Verkäufe von Insidern mögen so interpretiert werden, dass gut Informierte sich von ihren Aktien trennen, doch dürfte es einfach in der Natur der Sache liegen, nach einigen hundert Prozent Gewinn diese mitzunehmen und in andere Werte als Aktien zu investieren. Ein schönes Eigenheim für manchen Facebook-Mitarbeiter ist bestimmt genauso angenehm wie ein paar Facebook-Aktien im Depot. Für das nächste Jahr sehen wir auf jeden Fall wieder einen steigenden Facebook-Kurs.
Einstiegschancen bei Facebook:
Interessant dürfte die Akkumulierung von eher offensiven Bonuszertifikaten sein.
Dieser Artikel ist erschienen im Derivate Magazin. | Ausgabe 3 | 2012
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