(openPR) Oscar-nominierter Film-Regisseur im Alter von 85 Jahren gestorben.
Am 9. Juli 2016 starb Hugo Niebeling in Hilden. Er wurde 85 Jahre alt. Neben einer Oscar-Nominierung 1962 erhielten seine Filme mehrfach den "Deutschen Filmpreis in Gold" und wurden international ausgezeichnet. Er war bis zuletzt als Regisseur aktiv und gilt als Mitbegründer moderner Musikvideo-Ästhetik.
Niebeling gehörte seit den 1960er Jahren zu den bekanntesten und prominentesten Regisseuren im Bereich des Tanz- und Musikfilms, sowie des experimentellen Wirtschaftsfilms. Besonders bekannt wurden seine Verfilmungen von Beethoven-Sinfonien unter Dirigent Herbert von Karajan. Roger Willemsen nannte Niebelings Film zu Beethovens "Pastorale" eine "Nie wieder erreichte Vervollkommnung der Umsetzung von Musik ins Bild."
Niebeling wurde 1931 in Düsseldorf geboren und machte nach dem Abitur zunächst eine kaufmännische Ausbildung bei Mannesmann. Sein großer Wunsch war es allerdings, Bühnenschauspieler zu werden. Nach einigen Theaterengagements drehte er 1956 für Mannesmann seinen Debütfilm "Stählerne Adern", der mit dem Bundesfilmpreis in Gold ausgezeichnet wurde. In der folgenden Zeit drehte er zahlreiche international prämierte avantgardistische Industriefilme, die mit komplexer Bildsprache und Klangcollagen arbeiteten, oft unter Mitwirkung des Komponisten Oskar Sala. Der Dokumentarfilm "Alvorada", den Niebeling in Brasilien realisierte, wurde 1962 für den Oscar nominiert.
Ab den späten 60er Jahren begann Niebeling, Musik- und Tanzfilme zu drehen, die jeweils eine sehr neuartige, von der Musik inspirierte Bildsprache hatten. Neben dem Ballettfilm "Giselle" und zahlreichen Kollaborationen mit George Balanchine sind vor allem Niebelings Musikfilme mit Herbert von Karajan bekannt. Diese prägen bis heute die Bildsprache von Musikfilmen und etablierten erstmals zahlreiche visuelle Techniken. Nach dem Film "Pastorale", der Musik und Bild durch experimentelle Kameraarbeit, Schnitt und Beleuchtung verschmelzen lässt, drehte Niebeling mit Karajan zusammen Filme zu Beethovens dritter und siebter Sinfonie. Beide wurden von Karajan gegen Niebelings Willen umgeschnitten. Niebelings Schnittfassungen, welche 2010 bzw. 2016 veröffentlicht wurden, erhielten zahlreiche positive Rezensionen.
1990 realisierte Niebeling Bachs Johannespassion als Spielfilm im Speyrer Dom. Diesen Film - den er fast 30 Jahre lang plante - sah er als eins seiner Hauptwerke.
In den letzten Jahren digitalisierte und restaurierte Hugo Niebeling zahlreiche seiner älteren Werke, um sie in bestmöglicher Qualität zu erhalten. Zudem war er bis zuletzt als Regisseur aktiv - 2015 veröffentlichte er den Kurzfilm "Apotheose des Tanzes", und rekonstruierte seine Schnittfassung des Films zu Beethovens siebter Sinfonie. Zuletzt plante er einen Film zu Bachs "Chaconne", der im Altenberger Dom und der Urdenbacher Kämpe realisiert werden sollte.
2013 und 2015 fanden zwei große Retrospektiven zu Niebelings Werken in Berlin und Hollywood statt, bei denen sein Einfluss auf die moderne Filmsprache besonders gewürdigt wurde.